Die Nieren – lebenswichtige Organe bei unseren Tieren
Die Nieren gehören zum Harn- und Geschlechtsapparat (Urogenitalapparat) und sind für das Überleben unverzichtbar. Sie filtern das Blut, bereiten den Harn und übernehmen viele weitere Aufgaben, die für die Gesundheit von Hund, Katze und Pferd entscheidend sind.
Anatomie der Nieren
- Form & Lage: Nieren sind bohnenförmig, rotbraun und liegen beidseitig neben der Wirbelsäule.
- Besonderheiten je Tierart:
- Hund & Katze: klassische bohnenförmige Gestalt.
- Rind: unregelmäßig geformt, wie ein Traubenbündel.
- Pferd: rechte Niere herzförmig, linke bohnenförmig.
- Schwein: eher flach und symmetrisch gelegen.

Im Inneren findet man Nierenmark (Medulla), Nierenrinde (Cortex) und das Nierenbecken (Pelvis renalis), wo Harnleiter, Blut- und Lymphgefäße eintreten oder austreten.
Wie arbeiten die Nieren?
Die Funktionsbausteine der Nieren heißen Nephrone. Jede Niere besteht aus Hunderttausenden bis Millionen davon. Ein Nephron besteht aus dem Nierenkörperchen (Glomeruli) und den Nierenkanälchen.
Die Nierenkörperchen liegen in der Rindenschicht und setzten sich zusammen aus den Gefäßknäulen bzw. Kapillarschlingen und aus der Bowman Kapsel. In dieser Kapsel befindet sich auch die sogenannte „Blut-Harn-Schranke“ – die funktioniert wie ein Sieb; Das Blut wird gefiltert und es kommen nur die Bestandteile durch, die eine gewisse Größe nicht überschreiten. Blutzellen und Proteine kommen nicht durch, die verbleiben also im Blut. Während kleine Moleküle wie Elektrolyte, Glukose und Harnstoff aus dem Blut in den Vorharn übertreten können. Proteine und Blut sind pathologisch im Urin (Beispiel: Glomerulonephritis). Die Kapsel nimmt den Vorharn auf und leitet ihn weiter an die Nierenkanälchen. Die Nierenkanälchen machen in der Rindenschicht eine Schleife, die sogenannte Henlesche Schleife die bis in die Markschicht reicht. Anschließend gehen dann die Nierenkanälchen wieder in die Rindenschicht zurück und vereinigen sich dann in den Sammelröhrchen, welche dann durch die Markschicht hindurch führen und im Nierenbecken münden.

Ihre Hauptaufgaben:
- Filterung des Blutes (Abbauprodukte wie Harnstoff und Kreatinin werden ausgeschieden)
- Harnbereitung (Primärharn → Endharn)
- Regulation von Wasser-, Salz- und Säure-Basen-Haushalt
- Hormonproduktion: Blutdruckregulation (Renin) und Blutbildung (Erythropoetin)
Beispiel: Ein 20-kg-Hund produziert täglich ca. 90 Liter Primärharn, wovon am Ende nur etwa 0,5–1,5 Liter Urin ausgeschieden werden.
Erkrankungen der Niere
Häufige Probleme
- Nierenentzündungen
- Nierensteine oder -gries
- Zysten oder Tumoren
- Akute und chronische Niereninsuffizienz
Katze
Katzen sind besonders häufig von chronischer Nierenerkrankung (CNI) betroffen. Ursachen reichen von altersbedingtem Verschleiß über Infektionen bis hin zu genetischen Faktoren (z. B. bei Persern oder Maine Coon). Ebenso können Toxine die Nieren schädigen, genauso wie Bluthochdruck. Hypertonie schädigt die feinen Blutgefäße in der Niere und kann sowohl Ursache als auch Folge einer Nierenerkrankung sein.
Typische Symptome: vermehrtes Trinken und Urinieren (PU/PD), Gewichtsverlust, Erbrechen und schlechter Appetit.
Hund
Beim Hund treten sowohl akute als auch chronische Nierenprobleme auf.
- Akut: durch Vergiftungen, Infektionen (z. B. Leptospirose), Schock oder Medikamente.
- Chronisch: meist altersbedingt oder Folge einer akuten Schädigung.
Pferd
Nierenerkrankungen sind beim Pferd selten, treten aber z. B. als chronische Niereninsuffizienz auf. Auffällig sind Gewichtsverlust, Leistungsschwäche, vermehrtes Trinken/Urinieren und Blutwertveränderungen.
Diagnose und Früherkennung
- Blutwerte: Kreatinin, Harnstoff und besonders SDMA (früher Marker)
- Urinuntersuchung
- Blutdruckmessung
- Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen
Frühe Kontrollen helfen, Schäden rechtzeitig zu erkennen und zu verlangsamen.
Behandlung und Vorbeugung
- Regelmäßige Blutuntersuchungen (SDMA, Kreatinin und Harnstoff)
- Diätfutter: proteinreduziert, phosphorarm, mit ausgewogenen Fettsäuren
- Medikamente & Infusionen je nach Ursache
- Blutdruckkontrolle
- Genügend Flüssigkeitszufuhr
Bei Katzen können Appetitstimulanzien helfen, Hunde profitieren oft von frühzeitiger Behandlung.
Fazit
Die Nieren sind wahre Hochleistungsorgane – sie entgiften, regulieren und sichern das Überleben. Da Erkrankungen oft schleichend beginnen, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen entscheidend. Früh erkannt, lassen sich Nierenerkrankungen bei Hund, Katze und Pferd deutlich besser behandeln.
Quellen:
- H.E. König, H.-G. Liebig (1999): Anatomie der Haussäugetiere, Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis, Band 2, Organe, Kreislauf- und Nervensystem, Schattauer Verlagsgesellschaft mbH
- Susanne Geyer, Arthur Grabner (2005): Die Tierarzthelferin: Lehrbuch und Leitfaden für die Ausbildung zur Tierarzthelferin und zum Tierarzthelfer, Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG